Lesen …

… ist eine Möglichkeit den veränderten Lebensbedingungen zu begegnen, eine Gegenwelt zu kreieren und der Monotonie des Alltags zu entfliehen. Den Kopf zwischen zwei Buchseiten zu vergraben kann als Mittel der Entschleunigung, als Chance abzuschalten, sowie als seelisches Heilmittel gesehen werden (Lesen als Medizin, Bibliotherapie)! Tauchen Sie ein in die Lebenswelt der ProtagonistInnen, sehen Sie die Welt mit deren Augen, staunen Sie, was alles möglich ist, wie innere Monologe anderer ablaufen. Lassen Sie sich inspirieren. Der seelischen Gesundheit wird es keinesfalls schaden, so viel darf gesagt werden.

Aber, und hier hält Sascha Michel in seinem Essay: Die Unruhe der Bücher – Vom Lesen und was es mit uns macht – entgegen, dass es eben das auch gerade das oben erwähnte nicht immer ist. Es sei ein Herd der Unruhe und Kontingenz. Er meint was wir kultivieren sollten, ist ein aufregendes, ein chaotisches, ein lebendiges Lesen.

„Das richtige Lesen ist manchmal ein Tanz, manchmal ein Spiel, manchmal ein Spaziergang, manchmal ein ernstes Wort von Mensch zu Mensch, manchmal eine Expedition, manchmal aber auch ein Kampf.“ (D. Knipphals in Michel)

Das Gefährliche am Lesen ist ja, dass möglicherweise Sehnsüchte geweckt werden, die sich im richtigen Leben nicht stillen lassen. Hier muss man sich entscheiden, ob man das möchte, z. B. in ferne Länder reisen – nach Japan und dann doch wieder nicht tatsächlich dort zu sein. Aber ehrlich – auch im richtigen Leben führen ja die wenigsten Fernreisen bei den Reisenden zu mehr Offenheit und Selbstbefragung, oder?

Unser Erfahrungsraum wird durch das Lesen immer länger und länger und das kann ja besonders im Moment gut tun. So meint Ilja Trojanow in seinem Buch Der Weltensammler:

„Ich lese, um überrascht zu werden, um konfrontiert zu werden, um herausgefordert zu werden, um geschockt zu werden. Ich lese lieber meine Feinde als meine Freunde. Lieber verstehe ich nichts, als alles. Statt bestimmte Farben der Palette und Töne der Skala zu ignorieren, sollten wir die existierende Vielfalt wahrnehmen. Wenn Sie in einer Buchhandlung spontan denken: „Davon habe ich noch nie etwas gehört,“ – greifen Sie zu!“

Ich kann nur sagen, lassen Sie sich überraschen und schockieren. Eine der besten Anti-Pandemie Arzneien, die derzeit erhältlich ist. Greifen Sie zum Buch.