Der passive Therapieeinsatz eines Hundes …

Die entstressende, beruhigende Wirkung eines in der Therapie anwesenden, freundlichen Hundes ist gut belegt. Tierkontakt hat positive Effekte auf die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Alten. Die Anwesenheit eines Hundes in der Psychotherapie erhöht das Interesse an der sozialen Welt, verbessert das Sozialverhalten und erhöht die Bereitschaft zu interagieren. Die Integration des Hundes in die Therapie macht diese nicht mühsamer, sondern gleichzeitig leichter und tiefer.

Wenn Psychotherapie das Anliegen hat, mit dem Patienten gemeinsam hinter die äußere Fassade zu gehen, weil dort die Probleme und Ressourcen liegen, dann ermöglicht die Integration eines Hundes, diese tiefen Schichten leicht und natürlich anzusprechen.

Angeblich war auch Sigmund Freuds Hündin Jofie regelmäßig bei den Therapien dabei, weil seiner Meinung nach ihre Anwesenheit seine Patienten beruhigte. Freud hat die Gegenwart eines Hundes während der Therapie wohl nicht gezielt eingesetzt, aber eine Anekdote berichtet, wie er dessen Verhalten, wenigstens in diesem Fall, in die Therapie eingebracht hat:

Es muss in den letzten Jahren von Freuds Praxis in Wien gewesen sein, als der amerikanische junge Arzt eine kürzere Analyse bei Freud aufnahm. Wegen der Kürze der Zeit sollte die analytische Arbeit zügig vorangehen. Allein, in der hier berichteten Stunde wollte dem Analysanden keine Assoziationen einfallen. Die Abwehr war wohl deutlich im Raum in der Form eines langen Schweigens. Schließlich stand der anwesende Hund auf, ging zur Türe und wollte offensichtlich herausgelassen werden. Freud sei aufgestanden, habe dem Hund aufgemacht und wiederkehrend zu seinem Analysanden gesagt: „Schauen’s, selbst dem Hund ist es heute zu langweilig!“ Das Schweigen ging weiter, sodass das Scharren an der Türe nach einer Weile deutlich zu hören war. Freud stand wieder auf, öffnete dem Hund, schloss die Türe und sagte seinem Analysanden: „Nun gibt Ihnen der Hund noch mal eine weitere Chance, lassen sie uns weitermachen!“ (Janko u. Milch 2009, 401 in Ganser).

Freud geht in diesem Fall über das Vertrauen auf die beruhigende Wirkung des Hundes hinaus und unterstellt dem Tier, dass dessen Verhalten eine Reaktion auf das Geschehen im Raum ist. Diese Vermutung ist nicht abwegig. Weiters nutzt Freud das Verhalten des Hundes, um eine spürbare, aber noch nicht symbolisierte Atmosphäre im Raum in Worte zu fassen.

Amy ist als Therapiehündin in Ausbildung eine Meisterin darin uns zu zeigen, wie am Besten gelebt wird: Im Augenblick. Lassen Sie sich anstecken! Die antidepressive Wirkung ist empirisch belegt.

Aus: Ganser, G. (2020): Hundegestützte Psychotherapie – Einbindung eines Hundes in die psychotherapeutische Praxis. Schattauer. Stuttgart